Ergänzend zu unseren beiden vorangegangen Blogbeiträgen zu den Themen „BIM Aufbauorganisation und Rollen“ und „Die wichtigsten BIM Rollen aus Sicht des Auftraggebers“, haben wir nachfolgend auch „die wichtigsten BIM-Rollen auf Seite der Auftragnehmer“ für Sie ausführlich behandelt:

BIM-Gesamtkoordinator (teilweise auch als BIM-Engineer bezeichnet)

Der BIM-Gesamtkoordinator kümmert sich vorwiegend um die technische Umsetzung der BIM-Methode und wirkt bei den BIM-Qualitätsprüfungen mit. Er bildet eine Schlüsselposition zwischen BIM-Manager und den BIM-Koordinatoren der beteiligten Planungsdisziplinen (Architektur, TGA etc.).

Übersicht der Aufgaben:

  • Der BIM-Gesamtkoordinator ist für die Prüfung und Übergabe der Inhalte der digitalen Projektabwicklung an die BIM-Koordinatoren zuständig. Er ist zentrale Ansprechperson für Fragen zwischen BIM-Manager (beispielsweise zu der Struktur der Daten und deren Umsetzung mit der zu verwendenden Software sowie dessen Test) und den BIM-Koordinatoren (beispielsweise zu digitaler Planung und dem Dokumentenmanagement). Er vertritt somit auch die Auftragnehmer der einzelnen Planungsdisziplinen.
  • Er kümmert sich in Absprache mit BIM-Koordinatoren der beteiligten Planungsdisziplinen federführend um die Erstellung des projektspezifischen BIM-Abwicklungsplans (BAP). In diesem Zusammenhang stellt er Standards und das Wissen über etablierte Verfahren (Best Practice) zur Verfügung. Unterstützt wird er dabei vor allem vom BIM-Manager und BIM-Qualitätsmanager.
  • In Zusammenarbeit mit dem BIM-Manager legt er die zu nutzenden Im- und Export-Schnittstellen und Datenaustauschformate fest.
  • Weiterhin übernimmt der BIM-Gesamtkoordinator zahlreiche Koordinationsaufgaben, wie beispielsweise die Organisation, Leitung und Dokumentation der BIM Koordinationssitzungen.
  • Er überwacht die Einhaltung der geforderten Informationsqualitäten, Standards und die vereinbarten Verfahren. Er trägt auch die Verantwortung für das digitale Koordinationsmodell, das aus den einzelnen Fachmodellen zusammengesetzt wird. Dazu koordiniert er gewerkeübergreifend. Er ist hier insbesondere für die Datenqualitätsprüfung verantwortlich, bzgl.:
    • Erfüllung des Modellreifegrades (LOIN) hinsichtlich Geometrie, Informationsgehalt und Koordination in den jeweiligen Leistungsphasen
    • allgemeine Plausibilitätsprüfung beim Zusammenführen der geprüften Teilmodelle
    • inhaltliche Prüfung hinsichtlich der Attribuierung
    • Kollisions- und Anschlussprüfung
    • Prüfung der Mengenplausibilität
  • Er überprüft in diesem Zusammenhang die zu erbringenden Leistungen und genehmigt die Freigabe. Bei Änderungsanforderungen hat er die Aufgabe diese zu kommunizieren, zu dokumentieren und die Umsetzung zu prüfen.
  • Auch die Erstellung der regelmäßigen Reports gehört zu seinem Verantwortungsbereich. Er führt auch die Aufgabenliste für die Punkte, die sich aus der Modellkoordination ergeben und organisiert zu diesem Bereich die Kommunikationsstrategie.
  • Aber auch als Mediator bei der Koordination und Behebung von Konflikten zwischen den Planungsbeteiligten übernimmt er eine organisatorische Rolle.
  • Er übernimmt die Überwachung und Sicherstellung sämtlicher Archivierungen der Plandaten und der Modelle zu Dokumentationszwecken. 
BIM Organisation Auftragnehmer
BIM Organisation Auftragnehmer

BIM-Koordinator auf Fachplanungsebene (auch BIM-Modellkoordinator oder Fachkoordinator genannt)

Der BIM-Koordinator auf Fachplanungsebene ist im Unterschied zum BIM-Gesamtkoordinator nur innerhalb eines Fachbereiches oder eher gesagt im eigenen Unternehmen für die firmenspezifischen BIM-Strukturen verantwortlich. Er steht auf der Funktionsebene eines firmeninternen Projektleiters oder projektverantwortlichen Fachplaners. Er koordiniert zwischen den Beteiligten BIM-Modellierern. Je nach Größe des Unternehmens und des Projektes ist er manchmal auch selbst BIM-Modellierer.

Übersicht der Aufgaben:

  • Seine Aufgabe ist die Sicherstellung der BIM-Koordination innerhalb des Unternehmens (beispielsweise der TGA-Planung).
  • Er ist fachlicher und primärer Ansprechpartner des BIM-Gesamtkoordinators bzgl. BIM-Themen.
  • Er erlässt die Vorgaben für die BIM-Planung innerhalb seines Zuständigkeitsbereichs.
  • Ihm unterliegt die Prüfung eingehender Fachplanungsmodelle der andere Projektbeteiligten, die er für seine Planung benötigt, damit diese zusammen mit dem eigenen Fachmodell den aktuellen Stand der Planung widerspiegeln. Der Austausch ist über eine Schnittstellenliste definiert.
  • Er ist für die Aufbereitung der einzelnen Fach- bzw. Teilmodelle, die fachspezifische Prüfung von Modellinhalten und für den Austausch bzw. die Integration in andere Modelle verantwortlich. Hier ist er hausintern immer im Austausch mit den BIM-Modellierern, um die jeweiligen Fachmodelle für das Projekt erstellen und übergeben zu können.
  • Er trägt zugleich dafür Sorge, dass die im Projekt vorgegebenen Modellentwicklungsgrade für die jeweiligen Leistungsphasen richtig umgesetzt werden, um die Qualitätsstandards gewährleisten zu können.
  • Er übernimmt die Qualitätssicherung für den BIM-Einsatz innerhalb seines Zuständigkeitsbereichs und ist verantwortlich für die Qualitätssicherung aller Daten, bevor diese mit allen Beteiligten geteilt werden. Er ist damit auch für den Datenexport aus den vorgegebenen und verwendeten Planungswerkzeugen und die Umwandlung und Konvertierung von Fachmodellen nach projektspezifischen Vorgaben verantwortlich (bspw. IFC).
  • Er übernimmt die Vertretung seines Unternehmens in den Koordinationssitzungen zum digitalen Gebäudemodell.
  • Er erhält als Ansprechperson des BIM-Gesamtkoordinator sämtliche Modelländerungen und die entsprechenden Anforderungen mitgeteilt und muss diese mit seinen BIM-Modellierern umsetzen bzw. an sein Team kommunizieren.
  • Er arbeitet dem eigenen Projektleiter zu und erteilt diesem Auskunft über die Planungsstände im Projekt.

BIM-Modellierer (auch Modell-Autor genannt)

Der BIM-Modellierer erstellt die Fach- bzw. Teilmodelle. Hierbei vereint er in der Regel Aspekte verschiedener Berufsfelder, bspw. Fachplaner und technischer Zeichner. Das liegt daran, dass die BIM-Methode eine hohe Integrationstiefe zwischen Geometrie (CAD) und Daten bzw. Informationen vorsieht. Das ist nur durch integrale Denkweisen und ein fachübergreifendes Verständnis möglich.

Übersicht der Aufgaben:

  • Der BIM-Modellierer erstellt das jeweilige Fachmodell (teilweise auch nur für seine eigene Planungsdisziplin; in einem TGA-Planungsbüro wären das beispielsweise Elektro oder Mechanik) des digitalen Gebäudemodells, indem er die modellbasierte, objektorientierte Modellierung und Attribuierung in einer BIM-basierten fachspezifischen Software vornimmt.
  • Dabei hat er auf die sachlich richtige Erstellung und Pflege modellbezogener Daten des digitalen Bauwerksmodells zu achten. Er hat dabei die Vorgaben zum Modellentwicklungsgrad der jeweiligen Leistungsphase zu beachten, die für das Projekt getroffen wurden. Er muss in diesem Zusammenhang sicherstellen, dass Informationen, die dem Modell hinzugefügt werden, auch von anderen Fachdisziplinen genutzt werden können.
  • Er muss nicht nur ein Gebäude- bzw. Fachmodell erstellen können, sondern das Gebäudemodell in Form von Plänen, Listen und Visualisierungen auch auswerten können, um die richtigen Informationen für die Projektbeteiligten und das eigene Unternehmen liefern zu können. So ist bereits erkennbar, dass seine Aufgaben, je nach festgelegten BIM-Level, hinsichtlich dem Schwierigkeitsgrad stark variieren können. Sie reichen von der einfachen Bereitstellung von 3D PDF-Plänen, über Kostenermittlungen sowie eine modellbasierte Mengenermittlung für die Angebots- und Ausschreibungsphase bis hin zu einer modellbasierten Terminplanung von Montagezeiten und Orten.
  • Er nimmt unabhängig von weiteren Prüfinstanzen bereits erste Überprüfungen und Qualitätskontrollen von digitalen Bauwerksmodellen vor.
  • Er kann auch für den Export und Import von digitalen Bauwerksmodellen oder Teilen davon aus der eigenen Arbeitsumgebung verantwortlich sein, wenn dies nicht bereits den Aufgaben des BIM-Modellkoordinators zugeordnet ist.
  • Auch die Aufbereitung disziplinärer Fachmodelle für den Austausch bzw. die Integration in andere Modelle gehört zu seinem Aufgabenbereich. Die Modelle reicht der BIM-Modellierer vor Ausgang an andere Projektbeteiligte intern an seinen BIM-Koordinator zur finalen Prüfung weiter. Dies dient der Erfüllung der Qualitätsstandards, die im Rahmen der BIM-Projekte im AIA/BAP definiert sind.

Nachdem wir im letzten und dem obigen Blogartikel sehr detailliert auf die Aufgabenbereiche der jeweiligen BIM-Rollen eingegangen sind, ist abschließend zu erwähnen, dass sämtliche Rollen immer eine individuelle bzw. projektspezifische Definition erfordern. Diese sollten Teil der vertraglichen Leistungsbildbeschreibung sein, um im späteren Projektverlauf zu wissen, wem welche Aufgaben bzw. Tätigkeiten zugeordnet sind und wer diese im Rahmen des Projekts zu erbringen hat. Dies vermeidet Diskussionen und nicht zuletzt Kosten für evtl. spätere Nachbeauftragungen, weil Bereiche nicht richtig definiert wurden.

Die eindeutige Definition der Rollen, Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten und des Umfangs einer Aufgabe sind in der VDI 2552-7 normiert.

Wir freuen uns, wenn Ihnen unser Beitrag gefallen hat und wir die Lust auf weitere Beiträge zu BIM und Projektmanagement Themen geweckt haben, dann folgen Sie uns auch gerne auf unseren LinkedIn, Xing und/ Facebook Seiten, um immer über neue Beiträge informiert zu sein.