Die langfristige Entwicklung unserer Strompreise: Freunde und Verwunderung über sinkende Energiekosten.

Im ersten Blogbeitrag haben wir bereits die Zusammenhänge zwischen der Strompreisentwicklung in Deutschland, dem Gasmarkt und dem Merit-Order-Prinzip erläutert. Nun werfen wir einen Blick in die Zukunft und beleuchten die aktuellen Entwicklungen unserer Strompreise.

Gute Nachrichten machen die Runde, denn sowohl an der Strombörse als auch für die Verbraucher*innen zeigen sich sinkende Energiepreise. Doch warum ist das so? Wir möchten mit euch die Zusammenhänge erkunden und gleichzeitig auf weitere spannende Themen blicken, die nicht direkte Zusammenhänge mit den Strompreisen erkennen lassen.

Langfristige Entwicklung der Energiepreise – ein Grund zur Freude?

Derzeit erleben wir eine erfreuliche Entwicklung: Die Energiepreise sinken sowohl an der Strombörse als auch für die Endverbraucher*innen. Eine positive Entwicklung, die jedoch nicht grundlos bleibt.

Eine entscheidende Rolle spielen hierbei die wieder in Betrieb genommenen französischen Kraftwerke*, dadurch erhöht sich das Angebot und der Preis fällt. Die Abschaltung stellte für Deutschland eine erhebliche Herausforderung dar. Nun jedoch unterstützen wir Atomkraft in Frankreich und profitieren von dem dort gewonnenen Strom.

Ein weiterer Faktor, der zu den sinkenden Energiepreisen beiträgt, ist die derzeit relativ stabile Gasversorgung. Doch damit sind wir wieder beim Gasmarkt gelandet, der nach wie vor Einfluss auf den Strompreis hat. Warum der Gasmarkt einen so großen Einfluss auf die Strompreisentwicklung hat, könnt ihr in unserem Blogbeitrag „Strompreisentwicklung in Deutschland – wann wird Strom wieder günstiger“ nachlesen und wie das Merit-Order-Prinzip damit zusammenhängt. Expert*innen prognostizieren, dass Gas weiterhin ein langfristig teurer Energieträger sein wird.

Äußert kontrovers ist natürlich die Tatsache, dass wir in Deutschland unsere letzten Atomkraftwerke abgeschaltet haben und dennoch Atomkraftwerke im Ausland unterstützen. Die Diskussion über den Energiemix und die ethischen Aspekte des Stromimports sollte von der Bundesregierung diskutiert werden. Es stellt sich die Frage, ob diese Unterstützung zu einer nachhaltigen Energieversorgung und einer klimafreundlichen Zukunft passt.

Erneuerbare Energien als Hoffnungsträger für günstigere Strompreise

Ein Blick in die Zukunft zeigt uns eine vielversprechende Perspektive:

Der verstärkte Ausbau Erneuerbarer wird voraussichtlich, aufgrund der kostengünstigen Stromerzeugung, durch den Einsatz von Wind- und Solarenergie zu einem weiteren Absinken der Strompreise führen.

Die Vorteile der erneuerbaren Energien liegen auf der Hand. Die Abbildung verdeutlicht, wie oft deutlich kosteneffizienter erneuerbare Energiequellen als herkömmliche sind. Im Vergleich zu den Produktionskosten von Gas- und Kohlekraftwerken, die zwischen 11 und 20 Cent pro Kilowattstunde liegen, erweisen sich Onshore-Windanlagen und Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) als äußerst preiswert. Diese grünen Technologien sind in der Lage, Strom zu vergleichsweisen niedrigen Kosten zu erzeugen. Dabei wird nicht nur der Geldbeutel verschont, sondern auch die Umwelt.

Infografik: Erneuerbare Energie oft günstiger als konventionelle | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Ein näherer Blick auf die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen verdeutlicht, wie technologischer Fortschritt und Skaleneffekte dazu beitragen, die Kosten für Strom zu senken. Neue Technologien und größere Produktionsmengen führen dazu, dass erneuerbare Energien immer wettbewerbsfähiger werden. Betriebs- und Wartungskosten sind oft geringer als bei herkömmlichen Kraftwerken, was sich positiv auf die Strompreise in Deutschland auswirkt. Diese Entwicklungen zeigen, wie die Umstellung auf Erneuerbare nicht nur umweltfreundlich, sondern auch finanziell vorteilhaft sein kann.

Bereits heute gibt es einige Vorreiter, die die Umstellung auf Erneuerbaren sehr stark fokussieren oder bereits erfolgreich umgesetzt haben:

  • Stadt Reykjavik, Island: Island nutzt hauptsächlich geothermische und Wasserkraft als Energiequellen. Die Hauptstadt Reykjavik bezieht fast 100 % ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen und setzt auf eine nachhaltige Energieversorgung.
  • Region Samsø, Dänemark: Die dänische Insel Samsø hat es geschafft, sich komplett mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Windkraft, Biomasse und Solarenergie spielen hier eine entscheidende Rolle.
  • Insel El Hierro, Spanien: El Hierro ist die erste Insel, die sich weitgehend mit erneuerbaren Energien versorgt. Dank Wind- und Wasserkraft kann die Insel nahezu das gesamte Jahr über autark agieren.
  • Stadt Adelaide, Australien: Adelaide hat ehrgeizige Ziele in Bezug auf erneuerbare Energiequellen. Die Stadt strebt an, bis 2025 100 % ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.

Das macht Mut und zeigt, dass Deutschland nicht allein darum kämpft die Energiewende voranzutreiben.

Die Bedeutung der verschleppten Energiewende

Im letzten Blogbeitrag sind wir bereits darauf eingegangen, dass die hohen Strompreise auch damit zusammenhängen, dass wir den Preis der verschleppten Energiewende bezahlen, und limitiert verfügbare fossile Energiequellen die Preise nach oben treiben. Und hier sind wir wieder bei der verschleppten Energiewende und der zentralen Bedeutung dessen angekommen. Je früher wir auf erneuerbare Energien setzen, desto eher können wir langfristig mit günstigeren Strompreisen rechnen.

Die Rolle des Klimawandels in der Preisentwicklung: Auswirkungen auf den Strommarkt

Ein bedeutender Faktor, den viele vermutlich gar nicht in Zusammenhang bringen, ist der Einfluss des Klimawandels auf die Preisentwicklung im Stromsektor. Denn zu erwarten ist, dass die Preise im Stromgroßhandel der Preisentwicklung bei Erdgas folgen. Die Erdgaskraftwerke legen in der meisten Zeit die Strompreise über das Merit-Order-Prinzip fest.

Beispielsweise wirken sich die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen und Trockenperioden auf die Wasserkraftproduktion aus und beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit von Flusskraftwerken, was wiederrum den Strompreis beeinflusst

oder

die Verschiebung der Windmuster aufgrund des Klimawandels kann die Effizienz von Windkraftanlagen beeinflussen und somit die Mengen und Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom im Netz beeinträchtigen, was zu Preisschwankungen führen kann

oder

die steigenden Risiken von Waldbränden können die Verfügbarkeit von Holz- und Biomasse für die Energieerzeugung reduzieren, was die Kosten für die Produktion von Biomasse-Strom beeinflusst.

Und das sind nur ein paar Beispiele von vielen Einflussfaktoren.

Früher lag der Fokus der Energieerzeugung auf konventionellen Quellen, wie Kohle, Öl und Gas. Diese Energiequellen schienen unbegrenzt verfügbar und wurden als kostengünstige Lösung zur Deckung des steigenden Energiebedarfs angesehen. Die Umweltauswirkungen und die langfristigen Folgen des übermäßigen Verbrauchs dieser Ressourcen wurden dabei jedoch vernachlässigt. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen bis in eine Zeit der Sorgenfreiheit zurück, in der die Auswirkungen auf das Klima kaum Berücksichtigung fanden. Das menschliche Aktivitäten, wie die Verbrennung von fossilen Brennstoffen zu einem globalen Klimawandel führen könnten, schien damals weit entfernt zu sein und jetzt spüren wir die Auswirkungen, über die wir auch nicht mehr hinwegsehen können und dürfen.

Die Versäumnisse der Vergangenheit dürfen nicht zur Resignation führen. Heute stehen wir vor der Aufgabe, die jahrzehntelange Vernachlässigung der Energiewende zu korrigieren. Die Umstellung auf nachhaltige Energiequellen, die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Förderung erneuerbare Energien sind Schritte in die richtige Richtung. Sollten wir nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben?

Fazit & Appell

Lasst uns gemeinsam die Zukunft gestalten und auf eine nachhaltige und erschwingliche Energieversorgung setzen. Der verstärkte Ausbau erneuerbarer Energien ist nicht nur gut für unser Klima, sondern kann auch langfristig zu günstigeren Strompreisen führen.

Der Klimawandel mag Unsicherheiten hervorrufen, doch die Hoffnung liegt in der Verschiebung des Energiemixes zugunsten erneuerbarer Energien. Die Technologie hierfür ist, wie einige Beispiele rundum PV-Anlagen und Geothermie eindrucksvoll zeigen, bereits ausgereift und ist bereits alle verfügbar. Durch den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien können wir alle einen wichtigen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten.

Wir wollen euch damit nicht allein lassen und euch dabei helfen, Entscheidungen einfacher zu treffen. Mit unserer intelligenten Energieberechnung berta & rudi könnt ihr nicht nur die Effizienz der Energieprognosen, sondern auch einen umfassenden und maßgeschneiderten Ansatz für nachhaltige Energielösungen berechnen lassen und findet damit die bestmögliche Variante für euer Gebäude.

Ihr habt bereits Fragen oder benötigt Hilfe zur Energieberechnung? Meldet euch gerne bei uns!

Ausblick: In unserem nächsten Blogbeitrag werden wir diese Reise fortsetzen und uns fragen: Haben wir die Energiewende bereits überwunden? Welche Herausforderungen stehen uns bis 2030 bevor? Und wie können wir bei Dunkelflauten die Energieversorgung sicherstellen? Bleibt gespannt!

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