Energiespeicher und -reserven: Die Herausforderung der Energieversorgung im Wandel

In den letzten Blogbeiträgen haben wir uns mit den Themen – (1) Strompreisentwicklung  – wann wird Strom wieder günstiger, (2) Die langfristige Entwicklung unserer Strompreise: Freunde und Verwunderung über sinkende Energiekosten und (3) Die Energiewende in Deutschland: Status quo und zukünftige Perspektiven  – beschäftigt. Heute werfen wir einen Blick auf die aktuellen Speicher- und Reservekapazitäten sowie zukünftige Lösungsansätze für eine stabile Energieversorgung. Denn was nützt uns erneuerbare Energie, wenn wir den gewonnen Strom nicht speichern können?

Schwankende Energiequellen und die Notwendigkeit von Speichern

Unsere Energiequellen, wie Solarenergie oder Windkraft, unterliegen Schwankungen aufgrund von jahreszeitlichen und täglichen Veränderungen. Im Sommer dominieren Photovoltaikanlagen, während im Winter vermehrt Windkraftanlagen zur Stromerzeugung beitragen. Um eine zuverlässige Energieversorgung sicherzustellen, benötigen wir jedoch Speichersysteme, die überschüssige Energie in Zeiten der Überproduktion hoher Produktion aufnehmen und bei geringer Produktion abgeben können. So können wir die Energiebedarfe auch in Zeiten von geringer Erzeugung decken.

Was geschieht derzeit mit überschüssiger Energie?

Es kommt vor, dass an manchen Tagen mehr Energie produziert, als tatsächlich benötigt, wird. Diese Überschussenergie wird oft zu wenig vorteilhaften Preisen auf dem europäischen Strommarkt angeboten, insbesondere wenn die Nachfrage gering und die Stromproduktion hoch ist. Um dieses Problem zu lösen, ist die Speicherung der überschüssigen Energie in Speichermedien notwendig. Auf diese Weise kann die Energie bei Bedarf genutzt werden. Aktuell dienen Reservekraftwerke, insbesondere Kohle- und Gaskraftwerke, als Backup. Zukünftig kann dies allerdings durch Energiespeicher abgelöst werden. Wir geben euch einen Einblick in mögliche Speicher Technologien in Deutschland.

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Pumpspeicherkraftwerke und Power-to-Gas als Zukunftslösungen

Wie funktioniert ein Pumpspeicherkraftwerk?

Ein Pumpspeicherwerk setzt sich aus mindestens fünf Komponenten zusammen: einem Ober- und einem Unterbecken, einer elektrischen Maschine, einer Wasserturbine und einer Pumpe. Die Leistung des Kraftwerks kann durch verschiedene Vorrichtungen gesteigert werden.

Wie erfolgt die Energiespeicherung?

Um elektrischen Strom zu speichern, wird das Wasser aus dem Unterbecken zum Oberbecken gepumpt, um die potenzielle Energie zu erhöhen. Hierbei wird Energie aus dem allgemeinen Stromnetz verwendet, um die Maschine mit der notwendigen Leistung zur Betreibung der Pumpe zu versorgen.

Wie erfolgt die Energiefreisetzung?

Um elektrischen Strom zu erzeugen, fließt das Wasser vom Oberbecken ins Unterbecken. Hierbei nutzt die Wasserturbine die freigesetzte potenzielle Energie, um die elektrische Maschine anzutreiben, die wiederum den Strom erzeugt, der in das allgemeine Stromnetz eingespeist wird. Auf diese Weise kann der erhöhte Strombedarf gedeckt werden, ohne das Stromnetz zu überlasten.

Pumpspeicherkraftwerke haben sich als bewährte Methode zur Speicherung überschüssiger Energie bewährt und können flexibel auf die Bedürfnisse von Bevölkerung und Industrie reagieren.

Trotz ihrer Effizienz weisen Pumpspeicherkraftwerke einige Herausforderungen auf. Sie können das Landschaftsbild beeinträchtigen und im Falle von Unfällen zu erheblichen Überschwemmungen führen. Dies ist jedoch je nach Standort unterschiedlich und die Herausforderungen treffen nicht an allen Standorten zu. Außerdem ist der Prozess Verlustbehaftet und der Wirkungsgrad liegt bei 75 bis 80 Prozent.

Die genannten Kritikpunkte sind sicherlich berechtigt. Dennoch sollten wir beachten, dass Pumpspeicherkraftwerke eine gute Möglichkeit zur Energiespeicherung bieten. In der Zukunft könnte Power-to-Gas eine wichtige Rolle spielen.

Was ist Power-to-Gas?

Mit Power-to-Gas wird die aus dem Stromsektor gewonnene erneuerbare Energie in großen Mengen gespeichert und als Gas flexibel weiterverwendet. Dies ermöglicht die 100% effiziente und ausfallsichere Nutzung erneuerbarer Energie. Power-to-Gas könnte die Zukunftslösung für die Energiewende sein und dazu beitragen, die Klimaschutzziele in Deutschland zu erreichen. Die Technologie trägt dazu bei, den Energiebedarf in den Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie kohlenstoffarm zu decken. Der Wirkungsgrad bei Standardanlagen erreicht derzeit einen Wirkungsgrad von knapp über 50 Prozent. Es sind jedoch auch schon Hochtemperaturelektrolyse und Methanisierung mit einem Wirkungsgrad von über 75 Prozent gelungen.

Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile. Für langfristige Speicherung eignet sich jedoch eher die Power-to-Gas-Technologie, während Pumpspeicherkraftwerke hauptsächlich für kurzfristige Energiespeicherung ausgelegt sind. Dennoch sind sie effiziente Methoden zur kurzfristigen Energiespeicherung und zur Stabilisierung des Stromnetzes, insbesondere bei der Bewältigung von Spitzenlasten und schnellen Schwankungen im Strombedarf. Power-to-Gas könnte wiederum dazu verwendet werden, Energie über längere Zeiträume zu speichern, was wichtig ist, um saisonale Schwankungen in der Energieerzeugung auszugleichen und eine zuverlässige Energieversorgung sicherzustellen.

Batterie als klassische Speichermethode

Batteriespeicher sind eine weit verbreitete Methode zur kurzfristigen Energiespeicherung. In Deutschland existieren derzeit Batteriegroßspeicher mit einer Kapazität von 1,2 GWh und Heimspeicher, die insgesamt 5,5 GWh ausmachen. Laut einer Studie des Fraunhofer ISE wird bis 2030 eine Kapazität von 104 GWh benötigt. Hierbei stellen jedoch die hohen Kosten eine Herausforderung dar, obwohl Batteriespeicher essenziell sind, um Lastspitzen auszugleichen.

Der Wirkungsgrad von Batteriespeichern kann je nach verschiedenen Faktoren variieren, darunter die Art der Batteriechemie, die Betriebsbedingungen und das Batteriemanagementsystem. Im Allgemeinen können Batteriespeicher einen Wirkungsgrad von etwa 70% bis 90% oder sogar höher haben.

Es gibt einige Herausforderungen und Probleme im Zusammenhang mit Batteriespeicher, aber es birgt auch Vorteile, die wir nachstehend gegenüberstellen. Die Vor- und Nachteile von Batteriespeicher können je nach Anwendung und individuellen Bedürfnissen variieren.

Nachteile von Batteriespeichern:

  • Kosten: Batteriespeicher können teuer sein, insbesondere in der Anschaffung. Die Preise variieren je nach Größe und Technologie.
  • Begrenzte Lebensdauer: Batterien haben eine begrenzte Lebensdauer und müssen im Laufe der Zeit gewartet oder ersetzt werden.
  • Selbstentladung: Alle Batterien haben eine Selbstentladungsrate, was bedeutet, dass sie im Laufe der Zeit Energie verlieren, selbst wenn sie nicht aktiv verwendet werden.
  • Begrenzte Kapazität: Die Kapazität von Batteriespeichern ist begrenzt und kann unter Umständen nicht ausreichen, um den Bedarf in Spitzenzeiten zu decken.
  • Umweltauswirkungen: Die Herstellung und Entsorgung von Batterien kann Umweltauswirkungen haben, insbesondere wenn nicht recycelbare Batterien verwendet werden und die Entsorgung nicht ordnungsgemäß erfolgt.
  • Platzbedarf: Große Batteriespeichersysteme benötigen viel Platz, was in urbanen Gebieten und begrenzten Räumen eine Herausforderung darstellen kann.

Vorteile von Batteriespeichern:

  • Energiespeicherung: Batteriespeicher ermöglichen die Speicherung überschüssiger Energie, die zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden kann. Dies ist besonders nützlich für erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie, die intermittierend erzeugt werden.
  • Netzstabilisierung: Batteriespeicher können zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen, indem sie überschüssige Energie aufnehmen, wenn die Nachfrage gering ist, und zusätzliche Energie bereitstellen, wenn die Nachfrage hoch ist.
  • Versorgungssicherheit: Bei Netzausfällen können Batteriespeicher als Backup-Stromquelle dienen, um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten.
  • Energieeffizienz: Batterien haben in der Regel einen relativ hohen Wirkungsgrad, was bedeutet, dass sie die gespeicherte Energie mit vergleichsweise geringen Verlusten zurückgeben.
  • Reduzierung der Energiekosten: Batteriespeicher können dazu beitragen, die Stromkosten zu senken, indem sie zu Zeiten niedriger Strompreise Energie speichern und sie zu Zeiten hoher Preise abgeben.
  • Umweltfreundlichkeit: Der Einsatz von Batteriespeichern kann die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern und den Übergang zu erneuerbaren Energien unterstützen, was positiv für die Umwelt ist.

Fazit 

Pumpspeicherkraftwerke und Power-to-Gas sind zwei vielversprechende Technologien für die Zukunft der Energiespeicherung. Pumpspeicherkraftwerke haben sich als effiziente Methode zur kurzfristigen Energiespeicherung und zur Stabilisierung des Stromnetzes bewährt. Trotz einiger Herausforderungen, wie landschaftlichen Auswirkungen und begrenztem Wirkungsgrad, sind sie derzeit die einzige sinnvolle Option zur Bewältigung von Stromspitzen und schnellen Schwankungen im Energiebedarf.

Auf der anderen Seite bietet Power-to-Gas die Möglichkeit, erneuerbare Energie in großen Mengen zu speichern und als Gas flexibel zu nutzen. Diese Technologie könnte eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland spielen und den Energiebedarf in den Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie kohlenstoffarm decken.

Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile, und sie ergänzen sich gut. Während Pumpspeicherkraftwerke sich für kurzfristige Speicherung eignen, kann Power-to-Gas Energie über längere Zeiträume speichern und saisonale Schwankungen ausgleichen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Energiewende und die Umstellung auf erneuerbare Energien eine Vielzahl von Lösungen erfordern. Batteriespeicher sind eine weitere wichtige Methode zur kurzfristigen Energiespeicherung, müssen jedoch mit Kostenherausforderungen bewältigt werden.

Insgesamt zeigt sich, dass die Integration verschiedener Energiespeichertechnologien entscheidend sein wird, um die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich zu bewältigen und eine zuverlässige Energieversorgung für die Zukunft sicherzustellen.

Ausblick: Der nächste Blogbeitrag folgt schon bald, hier gehen wir auf die Verteilung und Nutzung des Stromnetzausbaus in Deutschland ein.

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